Ausbeutung für Arbeitsbekleidung "Made in Europe“

Berufsbekleidungsfirmen profitieren von Armut mazedonischer ArbeiterInnen
Wien, 14.06.2012. Schätzungsweise jede zweite berufstätige Person in Österreich trägt Berufsbekleidung. Ein großer Teil davon wird von Bund, Ländern, Gemeinden und öffentlichen Institutionen eingekauft, also mit Steuergeldern bezahlt. Der Berufsbekleidungssektor ist groß und weitgehend intransparent. Wo, wie und unter welchen Bedingungen Polizeiuniformen oder Spitalskittel produziert werden, deckt nun eine aktuelle von der entwicklungspolitischen Organisation Südwind veröffentlichte Studie auf.

Produktion in Mazedonien

In den letzten Jahren hat sich Mazedonien wegen der Billiglöhne, der gut ausgebildeten Belegschaft und der geografischen Nähe als Produktionsstandort für europäische Berufsbekleidung etabliert. „Made in Europe“ ist dabei keine Garantie für faire Arbeitsbedingungen.
Gerade einmal 100 Euro im Monat oder knappe 60 Cent pro Stunde verdient eine mazedonische Näherin von Berufsbekleidung. Die monatlichen Haushaltausgaben belaufen sich aber auf durchschnittlich 500 Euro. Der gesetzliche Mindestlohn in Mazedonien ist mit umgerechnet ca. 101 Euro niedriger als in China und Indonesien. Die Diskrepanz zwischen dem Einkommen und den notwendigen Ausgaben für ein menschenwürdiges Leben ist damit in Mazedonien vergleichbar groß wie in Bangladesch. Eine Arbeiterin klagt: „Ich weiß gar nicht mehr, was Urlaub bedeutet. Wir brauchen Geld, um Feuerholz für den Winter zu kaufen, aber auch meine Waschmaschine ist kaputt. Ich werde eine neue auf Kredit kaufen müssen.“

Handlungsbedarf bei Lieferanten für die öffentliche Hand
Damit Ausbeutung nicht durch Steuergelder mitfinanziert wird, muss die öffentliche Hand klare Signale setzen, indem sie soziale Verantwortung und Transparenz bei den Lieferanten von Berufsbekleidung einfordert. Nur wenige Beschaffungsstellen haben bisher soziale Kriterien fest in ihre Beschaffungspraxis integriert. Elisabeth Schinzel,
Südwind-Expertin für sozial faire öffentliche Beschaffung, fordert: „Die Anbieter von Berufsbekleidung in Österreich müssen dafür Sorge tragen, dass auch in ihren Zulieferbetrieben in Europa grundlegende Arbeits- und Menschenrechte eingehalten werden.“ Abgesehen von wenigen Ausnahmen hat sich die Arbeitsbekleidungsbranche bisher kaum mit Sozialstandards, Kontrolle und Transparenz auseinandergesetzt. „Andere Länder wie die Niederlande machen es vor: Soziale Kriterien in öffentlichen Ausschreibungen können zu einem Wandel in der Branche hin zu besseren Arbeitsbedingungen beitragen“, so Schinzel abschließend.

Zum Downloaden:
„Made in Europe“  Studie der Erklärung von Bern und Ostwind Institut (Hrsg.: Südwind)

Rückfragehinweis:
Elisabeth Schinzel
Südwind

Tel.: 01 405 55 15 302
Mobil: 0699 192 474 04
E-Mail:
elisabeth.schinzel@suedwind.at
www.fairebeschaffung.at

NetWorkWear ist ein Bündnis von sechs Organisationen der Clean Clothes Kampagne in fünf europäischen Ländern. Das Bündnis will dazu beitragen, dass Arbeits- und Menschenrechte von Frauen und Männern, die Arbeitsbekleidung für öffentliche Auftraggeber herstellen, geachtet werden. Dieses Projekt wird mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union und des Lebensministeriums durchgeführt. Die hier vertretenen Standpunkte geben die Ansicht von NetWorkWear wieder und stellen somit in keiner Weise die offizielle Meinung der Fördergeber dar.


Südwind setzt sich als entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisation seit über 30 Jahren für eine nachhaltige globale Entwicklung, Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen weltweit ein. Durch schulische und außerschulische Bildungsarbeit, die Herausgabe des Südwind-Magazins und anderer Publikationen thematisiert Südwind in Österreich globale Zusammenhänge und ihre Auswirkungen. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen, Kampagnen- und Informationsarbeit engagiert sich Südwind für eine gerechtere Welt.

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